Es war einmal…eine kleingartenfreundliche Stadt Kiel :(

Echinacea und Blaukraut

…eine versuchte Chronologie der Zusammenhänge jüngster Ereignisse

Es war einmal…eine Stadt mit einem intakten Grüngürtel…ein Grün-Gürtel der sich auch so nennen durfte, da er die gesamte Stadt durchzog und umschloss wie ein grünes Band. Anfangs die Grundlage zur Ernährung und Erholung im urbanen Nahbereich sicherstellte und im Lauf der Zeit immer mehr auch zum Refugium für Artenvielfalt sowohl der Flora als auch der Fauna wurde.

Es gab ein, wenn auch öfter mal ein wenig klassisch-spießig anmutendes, jedoch reges Vereinsleben, es gab Preisausschreibungen für schöne Gärten, Fachberater und Vereinspolitik. Diese konnte sich auch mit anderen gartenrelevanten Dingen beschäftigen, anstatt sich – wie inzwischen fast ausschließlich – dem Druck der Verwaltung entgegenstellen zu müssen und somit wertvolle Ressourcen zu verschleudern, die ursprünglich dem Kleingartenwesen  und dem eigenen Vereinsleben zugute kommen sollten.

Das Nebeneinander unterschiedlichster Lebens- und Freizeitgestaltung gedieh prächtig, oftmals auch mit lautstarken Auseinandersetzungen verpaart,  naturgemäß waren Konflikte auch nicht ausgenommen. Aber diese beförderten damals den Dialog, anstatt ihn wie heute völlig zu blockieren und zum Erlahmen zu bringen. Klar, dieser Dialog wurde damals nicht unter massivem Druck eines Verpächters geführt, der seine eigenen dem Kleingartenwesen entgegenstehenden Interessen durchgesetzt sehen wollte.

Jahrelang stellte dies kein großes Thema für die Verwaltung dar, weder im positiven noch im negativen. Selbstverwaltung funktionierte mal bessser mal schlechter, aber sie funktionierte.

Mit der Zeit wuchsen die Begehrlichkeiten der Verwaltung an attraktivem Bauland, gerade auch an Gewerbebauflächen im städtischen Nahbereich. Diese erreichten ihren ersten kritischen Höhepunkt im Verkauf eines großen alt-eingewachsenen, dem ältesten Kieler Kleingartengebiet wohlgemerkt an den Krieger-Konzern/Möbel-Kraft. Im Rahmen eines Bürgerentscheids zu dieser Sache wurden im Jahr 2014 „Nägel mit Köpfen“ gemacht, gleichgültig dass man damit fast die Hälfte seiner mitentscheidenden Bürger vor besagten Kopf stieß. Weit im Vorfeld schon wurden die ehemaligen Pächter mittels merkwürdiger Methoden zur Aufgabe bewegt, ohne dass in irgendeiner Weise vor dem Bürgerentscheid dessen Ausgang hätte feststehen können. Wenn man heute mit Blick auf das vollständig von Planierraupen verwüstete Gelände Stellungsnahmen wie diese liest:“  schonender Laubenabriss/SPD „ dann darf man sich berechtigt fragen, was die reale Entwicklung überhaupt noch rechtfertigen könnte.

Direkt nach dem Bürgerentscheid zu Möbel Kraft, exakt einen Monat später, begann die Stadt vollmundig etwas zu bewerben, was sie Kleingartenentwicklungskonzept für Kiel nannte und was mit nicht unwesentlichen Summen (an Steuergeldern) nun beworben, entwickelt und umgesetzt werden sollte.  Dem vollmundigen Beginn folgte immer mehr „Nichts“. Bei forciertem Nachfragen wurde mal wieder dann und wann auf Infoabende verwiesen, die meist von den stadtseitig hierfür eingekauften „Spezialisten“ professionell moderiert wurden und somit im Ergebnis keine wirkliche reale Bürgerstimme abbildeten, sondern schlicht das verwaltungsseitig Erwünschte.

2016 war es dann soweit, es gab ein fertiges Konzept und dieses wurde im Rat beschlossen.

Das fertige Konzept nun las sich gar nicht mal so schlecht, benennt es doch viele Schwachpunkte in der Kieler Kleingartenpolitik und deren Auswirkungen und bietet teilweise sogar Lösungsvorschläge an. Doch weit gefehlt, dass man verwaltungsseitig dem nun selbst Beschlossenen folgen würde. Nein, man hatte schon vor dem endgültigen Beschluss des fertigen Konzeptes angefangen, Kontrollpersonal für Kleingartenangelegenheiten aufzustocken und durch deutlich massivere Kontrollen als in der Entwicklungsphase des Kleingartenentwicklungskonzeptes, wo diese Kontrollen zur Datenerhebung noch erklärbar waren, begonnen, schleichend massive Verunsicherung in den Reihen der Kleingärtner zu erzeugen.

Wer jetzt drauf wartete, dass nach dem Beschluß des Konzeptes durch den Rat die Verwaltung sich langsam an dessen Umsetzung macht, eben und vor allem auch im Sinne dieses Konzeptes, wurde leider wiederum enttäuscht. Lange Zeit hörte man Stadt-seitig so gut wie nichts mehr vom Kleingartenentwicklungskonzept. Wobei mir persönlich auch schwant, dass dort, in der Verwaltung der Stadt, die eine Seite nicht unbedingt korrekt unterrichtet ist, was die andere tut und möchte. Zu unterschiedlich waren teilweise persönliche Auskünfte und Antworten auf telefonische Nachfragen zu dem, was real auf den Koppeln dann erfolgte. Nach erklärter und geplanter Unterstützung der Vereine und einem Miteinander an Problemlösungsstategien sowie Ressourcenerarbeitung hielt man in der Folge vergeblich Ausschau. Diese waren nun endgültig enttarnt als einzig vollmundige Lockversprechungen, um nicht schon im Beginn der Planungsphase  auf allzuviel Kritisches und Hinterfragendes aus den Reihen der Kleingärtner zu stoßen.

Was hier immer wieder aus dem Blickwinkel gerät, aber wesentlich ist zum Verstehen der Kieler Situation, ist ein massives Zerwürfnis des Kreisverbandes der Kleingärtner mit der Stadt, dessen zeitlicher Beginn, so er überhaupt verortbar ist, irgendwo vor 2011 begann, noch zu Zeiten des fast legendären Vorsitzenden des Kreisverbandes, Voelz. Der Herr Voelz hatte Jahrzehnte lang den Kreisverband geführt und  war ein sicher nicht unumstrittenes Urgestein der Kieler Kleingartenszene. Besagter Herr Voelz kämpfte zu Ende seiner 25jährigen Amtszeit für eine funktionierende Selbstverwaltung der Kleingärten und gegen den neuen Generalpachtvertrag, der die Rechte der Kleingärtner zugunsten erweiterter Flächenkündigungsrechte der Stadt immens beschneiden sollte. Der Zwist der Stadt mit dem Kreisverband war aber mit dem Rücktritt der Herrn Voelz noch lange nicht abgeschlossen, im Gegenteil. Im Nachhinein würde man meinen, er begann dort erst richtig Fahrt aufzunehmen. In der Folge wurde der neue Generalpachtvertrag verabschiedet…besser gesagt, mittels Druck und unlauteren Mitteln erzwungen, aus dessen Bestehen die Verwaltung nun ihre rigide Kontrollpraxis ableitet, und seither schwelt im Hintergrund ein permanenter Machtkampf mit der Stadt Kiel. In diesem ist der Kreisverband längst zum schnöden Erfüllungsgehilfen der Verwaltung verkommen und durch Repressialien und Dauerdruck das gesamte Kleingartenleben in Kiel bis heute gelähmt.

Das Kleingartenentwicklungskonzept darf man im Nachhinein durchaus als Mittel sehen, um die Öffentlichkeit ruhigzustellen und abzulenken. Zumindest drängt sich dieser Gedanke massiv auf, nachdem es nun scheinbar trotz immenser Kosten, die es versursacht hat, sang- und klanglos in der Schublade verschwunden ist. Denn hier wird längst nicht mehr über Innovationen, neue Formen des Gärtnerns und ressourcenorientierte Weiterentwicklung eines funktionierenden Kleingartenwesens gesprochen. Sondern es wird einzig über Repressalien und Drohungen versucht, Entwicklung zu blockieren und kleingärtnerische Nutzung auf einen Rahmen zu begrenzen, der den schlimmsten Ruf kleingärtnerischer Spießigkeit, Intoleranz, vereinsmeiernder Vetternwirtschaft und Verhinderung von Fortschritt/Entwicklung  weit übertrifft, hier dann aber nun nicht von den Kleingärtnern selbst, sondern von der städtischen Verwaltung befördert.

Hier kann die schönste selbsterfüllende Prophezeiung nachvollzogen werden: das, was die Stadt ihren kleingärtnerisch tätigen Bürgern einst unterstellte, verursacht sie nun selbst.

Aktive Unterstützung erfährt die Verwaltung derzeit durch unser Lieblingslokalblättle, die Kieler Nachrichten, die sich seit geraumer Zeit, mindestens seit 2013,  darin selbst übertreffen, möglichst negativ und skandalsuchend über die Kieler Kleingärtner zu berichten, Dabei betreiben sie in schönster Regelmäßigkeit absichtliche Sprachverwirrung, in dem sie z.b. den Kreisverband als „die Kieler Kleingärtner“ umschreiben, wohl wissend und zeitgleich ignorierend, dass dessen Politik nicht nur nicht konform mit den Bestrebungen der Kieler Vereine ist, die in ihm quasi zwangsorganisiert sind, sondern auch weder die Bedürfnisse noch die Meinungen der „Kieler Kleingärtner“, sprich der Menschen, die real die Parzellen gepachtet haben und die sie bewirtschaften, wiederspiegelt.

Wie war das vor…2013? Da fand man in der KN durchaus positive Berichte über kleingärtnerische Aktivitäten, da gab es dann und wann Berichte zu Festlichkeiten, Gartenpreisen und Ähnlichem. Es mutet inzwischen mehr als merkwürdig und auch nicht ganz zufällig an, dass in der lokalen Berichterstattung ein dermaßener Schwenk hin zu reiner Negativ- und Skandalberichterstattung stattgefunden hat. Wer profitiert davon…darf man da schon mal fragen? Jedenfalls nicht die Kieler Kleingärtner und die Zukunft der Kleingärten in unserer Stadt.

Vielversprechende Ansätze der letzten Jahre wie Öffnung des Kleingartenwesens, Gärten der Generationen, urban gaardening, neue familienfreundliche Konzepte für Kleingärten, Integrationsförderung und Flüchtlingsgärten…all das riskiert die Verwaltung, gerade mittels ihres Auftretens selbst zu verheizen.

Denn all diese Neuerungen wird man nicht erzwingen können, sie müssen wachsen, wie junge Pflanzen. Dazu brauchen sie guten Boden, Nährstoffe und Licht, wie jeder Kleingärtner weiß.  Gärtnern mittels brachialer, wenn auch eventuell als sinnvoll erachteter Maßnahmen, um altem Wildwuchs zu begegnen, führt dann zu Nichts, wenn nicht gleichzeitig intensivste Bodenpflege unter Schonung der gegebenen Bedingungen erfolgt.

Derzeit mutet mir das  Wirken  der Verwaltung der Stadt an, wie einer der hergeht und mittels Kunstdünger, unter massiver chemischer Bekämpfung jeglicher Beikräuter im Beet versucht, die größten Tomaten auf dem Acker zu erzeugen…und sich wundert, dass die Pflanze unter den ersten Sonnenstrahlen verwelkt und der verkarstete Boden vom ersten Regen hinweggewaschen wird.

Aktuell wird dieser Eindruck wieder untermauert durch den generalisierten Rundumschlag, den die Stadt vorgeblich pflichtkonform, aber bei weitem nicht  Rechtskonform (Punkte 3 und 4) bei ihren Begehungen „zum Zwecke der Erfüllung der Betreiberhaftung“ inszeniert. Besonders befremdlich mutet hier an, mit welcher kaltschnäuzigen Ungerührtheit die Verwaltung trotz mehrfachen Bekanntwerdens eigener Rechtsverstöße, wie zum Beispiel der generalisierten, nicht Einzelfall-bezogenen Einschränkung  eines Grundgesetzartikels, an ihrem bisherigen Kurs festhält.

Die Stadt scheint die Deeskalationspflicht einzig bei den Kleingärtnern zu verorten. Eine dritte, vermittelnde Partei gibt es nicht und so wird aktuell weiter Öl ins Feuer gegossen,  an wechselnden Stellen gezündelt und sich hinter Paragraphen und angeblichen Haftungsverpflichtungen verschanzt. Die Botschaft, das sdie Stadt ihre Kleingärten will und für wichtig, auch ökologisch wichtig erachtet, ist im derzeitigen Handeln nicht mehr zu erkennen. Diesen Eindruck konnte nun zuletzt auch das Kleingartenentwicklungskonzept nicht mehr kaschieren. Hätte man dieses Konzept ernst genommen, hätte das bedeutet, dass der eigentliche Dialog nach dem Beschluß erst anfängt und nicht abrupt dort endet. Dialog bei gleichzeitigen Repressalien und (An-)Drohungen erklärt sich selbst zur farce.