Nachgelesen: zum Thema Wasser

man kommt bei der andauernden Hitze und Trockenheit ja manchmal auf merkwürdige Ideen…ich zum Beispiel 😉

Bei abendlich-erträglichen Temperaturen fiel mir ein altes Buch im Regal auf, das etwas zum Thema Bewässerungsanlagen zu sagen hat.

Geschrieben wurde dieser Text vor 100 Jahren. Das man damals schon Gemeinschaftsbewässerungsanlagen in städtischen Kleingärten kannte überraschte mich.  Da das Buch nicht mehr verlegt wird, und die genannte Auflage nicht in moderner Schrift verfügbar ist möchte ich euch daraus mal einen Ausschnitt zum Schnuppern vorstellen. Das Buch ist im Original als  google-book eingescannt worden, für die die neugierig geworden sind und alte Schrift beherrschen ist das eventuell spannend zu lesen. Ansonsten bekommt man die unterschiedlichsten Auflagen in den gängigen Antiquariaten.

Johannes Böttner war ein deutscher Gartenbauunternehmer zu beginn des 19 ten Jahrhunderts. Er gab viele Jahre eine Zeitschrift „Paraktischer Ratgeber im Obst- und Gemüsebau“ heraus, trug wesentlich zu unserem heutigen Wissen um den Tomatenanbau bei und bereitete dem heutigen Buschobst den Weg. Auch als Züchter von Erdbeersorten, Spargel und Rosen machte er sich einen Namen,

Sein erfolgreichstes Buch war „Gärtnern für Anfänger“, das von 1895 bis 1967 im Frankfurter Verlag Trowitsch und Sohn  in aktualisierten Auflagen verlegt wurde. Dieses Buch stellte den Anfang der breistgetreuten Ratgeberliteratur zum Thema Gärtnern da, wobei es sich nicht auf ein reines Lehrbuch beschränkt sondern quasi Unterhaltungsliteratur für den gärtnernden Bürger war, und hohe Auflagenzahlen erzielte. Es ist leicht lesbar und gut nachvollzeihbar geschrieben.

 

…eine kleine Reise in die Vergangenheit:

Bewässerungsanlagen

(zitiert aus Johannes Böttner, Gartenbuch für Anfänger, S137ff, 13 te Auflage, 1919 Trowitsch und Sohn)

“…

Alte aber noch standhafte und wasserdichte Fässer werden an passenden Stellen in den Garten eingegraben. Das Stück davon kostet bei den Kaufleuten 2 bis 3 Mark, Petroleumtonnen und Heringsfässer sind etwas klein, im übrigen verwendbar. Vor allem sind Schmalz- Öl und Petroleumtonnen beim Eingraben in die Erde sehr haltbar. Solch altes Faß, gleichviel was darin gewesen ist ( Pflanzengifte ausgeschlossen) wird zunächst mit Lappen oder Papier gesäubert, dann wird etwas Papier, Holzwolle oder dergleichen hineingelegt und angezündet um das Faß auszubrennen. Sobald die Wände leicht zu schwelen beginnen, wird das Faß umgestülpt um das Feuer zu ersticken. Hierrauf wird das Faß wieder aufgerichtet und längere Zeit ausgewässert, d.h. Es wird mit Wasser gefüllt gehalten und das Wasser wird von Zeit zu Zeit erneuert, bis es durch die in der Wandung des Gefäßes zurückgebliebenen Bestandteile nicht mehr trübe wird. Jetzt ist unser Faß ales Wasserfaß zum Gießen brauchbar.

Wie gelangt nun das nötige Gießwasser in die Wasserfässer? Aus zwei glattkantigen Brettern wird eine Holzrinne zusammengenagelt die über der Erde mit dem nötigen Fall an einfachen Vorrichtungen befestigt wird.

Das ist die billigste Leitung für Wasser. Vollkommener ist die unterirdische Leitung aus Ton-, Blei- oder anderen Röhren.

Wie wird nun aber das Wasser überhaupt beschafft für den Garten? Wer einen Garten an fließendem Wasser hat bezieht ausgezeichnetes Wasser sehr billig. Er braucht nur eine einfache Flügelpumpe anzuschaffen, damit ,  pumpt er es in einen höher aufgestellten Kübel, von dem es dann in der beschriebenen Weise von selbst weiterfließt zu den einzelnen Teilen des Gartens. Oder noch einfacher: Wenn der Garten nicht sehr groß ist, der Bach nicht sehr tief ist, werden einige Treppenstufen ausgegraben und durch Bretter festgemacht. Unten wird eine Schöpfstelle eingerichtet, und nun wird jederzeit bequem das Wasser zum Gießen heraufgeholt Ein Gärtchen am fließenden Bach ist viel wert, denn es hat das beste, billigste und zuverlässigste Wasser zum Gießen.

Eine von fließendem Wasser betriebene „selbsttätige“ Hebe- oder Schöpfeinrichtung einzurichten dürfte sich nur für größere Gärten lohnen.

Billig ist das Wasser in den Gärten der Städte die sich einer Wasserleitung mit gutem Wasser erfreuen. Für größere Gärten wird der Verbrauch nach Kubikmetern berechnet, für kleinere wird eine jährliche Pauschalsumme für den Wasserverbrauch in den gärten festgelegt, z.b. Für das Kubikmeter Wasser 20 Pfenninge oder für 10 Ar Fläche jährlich 15 Mark. Hierzu kommen noch die Kosten für Leitungsanlage im Grundstück selbst oder vielmehr jährliche Zinsen und Amortisatio dieser Summe. Es wird die Einrichtung getroffen, das Ständer im Garten aufgestellt werden, an welche ein Schlauch angeschraubt werden kann. So läßt sich der ganze Garten gründlich bespritzen. Ausserdem werden einige Tonnen aufgestellt um alle die Beete zu bewässern, die nicht gespritzt sondern mit der Kanne gegossen werden müssen.

Wenn diese beiden ausgezeichneten Gelegenheiten, Wasser für den Garten zu beschaffen, nicht vorhanden sind, bleibt als dritte der Brunnen übrig. Für den kleinen Garten des Liebhabers wird wohl der Brunnen mit Handbetrieb ausreichen. Kraftbetrieb kommt zur Anwendung, wenn große Gartenanlagen versorgt werden sollen, aber es sich um eine gemeinschaftliche Wasseranlange handelt, oder wenn neben dem Garten haus und Wirtschaft zu versorgen sind. Bei solchem großen Wasserverbrauch kommen in Betracht: Windmotor für hohe Lagen mit tiefem Stand des Wassers, Heißluftmotor für kleinere Betriebe, in der Anlage billiger als Windmotor, aber im Betrieb teurer; Pulsometer, Gasmotor, da wo Gas vorhanden ist, Petroleummotor und Benzinmotor oder Förderung des Wassers mit elektrischer Kraft.

Alle diese Anlagen verlangen nicht nur einen tüchtigen Fahmann zur Aufstellung und Einrichtung, sondern sie erfordern auch einen zuverlässigen Arbeiter für die Unterhaltung. Tun sich mehrere benachbarte Gutsbesitzer zusammen, um eine gemeinsame Wasseranlage zu schaffen und zu unterhalten, so wird das für jeden einzelnen vorteilhaft. Die Bohrung eines Brunnens, insofern noch keiner vorhanden ist, wird einem tüchtigen Brunnenmacher übertragen, wenigstens wenn das Waser tief steht, wird das nicht zu umgehen sein, bei flachem Wasserstand ist es möglich sich selbst zu helfen. Vorteilhaft ist die Wasserbeschaffung, welche die praktischen Pariser Gemüsegärtner allgemein in Gebrauch haben. Das Wasser steht durchschnittlich 6 bis 8 Meter tief. Eine Pumpe mit weitem Rohr wird durch Göpelwerk getrieben und hebt das Wasser in einen etwa 4 bis 5 Meter über der Erde stehenden eisernen Behälter, dessen Inhalt ausreicht für den Tagesbedarf. Das Pferd welches jeder Gemüsegärtner zu seinem Betriebe braucht, pumpt ohne Aufsicht in 1 bis 2 Stunden die tägliche Wassermenge.

Ich habe bisher noch nicht erklärt, das das Wasser in seiner Brauchbarkeit zum Gießen verschieden ist: jeh größer der Sauerstoffgehalt, um so günstiger die Wirkung auf die Pflanzen. Das Regenwasser ist das Muster eines guten Gießwassers. Es hat bei seinem langen Weg durch die Luft wertvolle Stoffe aufgenommen und befruchtet den Boden.Deshalb soll von dem fruchtbaren Regenwasser so viel wie möglich aufgefangen werden. Flußwasser ist durchweg vorzüglich als Gießwasser, weil es auch schon eine weite Reise an der Luft gemacht hat. Auch das Wasser aus teichen und Seen ist im Allgemeinen gut. Brunnenwasser ( in seiner Beschaffenheit allerdings wechselnd) gilt als das schlechteste Wasser für den garten, denn es ist kalt und wenig durchlüftet. Es kann im Allgemeinen brauchbarer gemacht werden für unseren Zweck dadurch, das wir es in Fässern an der Luft abstehen lassen. Die Fässer werden abends und morgends leer geschöpft und immer gleich von neuem befüllt. Die Unterschiede in der Wirkung frischen Brunnenwassers und derartig abgestandenem Brunnenwassers sind auffallend.

Jeh feiner und empfindlicher die Kulturpflanze ist, um so mehr ist Wert darauf zu legen, das das Wasser vor der Verwendung abgestanden, durchlüftet und durchwärmt worden ist…“

 

Nachts-Gießen ist äußerst effektiv bei starker sommerlicher Trockenheit
Nachts gießen hilft bei der momentanen Trockenheit den Pflanzen sehr

Übrigens: wer spät noch in seinem Garten ist um die erträglicheren Temperaturen zu genießen kann gut um diese Uhrzeit den Garten wässern.  Hier wird weniger Wasser verdunsten und den Pflanzen somit vollständig zur Verfügung stehen. Das mach ich dann gleich noch 😉