Interview mit Frau Waller , einer Kieler Kleingärtnerin

Innenperspektiven.

Innenperspektiven ist eine Interview-Reihe mit Kieler Kleingärtnern. 

Kleingärten am Flughafen Holtenau
Kleingärten am Flughafen Holtenau

Interview mit der Kieler Kleingärtnerin.

 

Frau Waller (1) ist Mutter von zwei Kleinkindern und wohnt gartennah im Geschoßwohnungsbau. Sie kennt den Garten seit drei Generationen, er ist wesentlicher Bestandteil ihrer Familiengeschichte.

Gartenfreunde-Kiel: Wir haben uns heute getroffen um ein Interview für die Gartenfreunde-Kiel zu machen. Ich bin gespannt was du mir erzählen möchtest.

Frau Waller: Wir haben den Garten von meiner Oma übernommen, die hatte den seit 1978. Früher mussten die sich richtig bewerben darauf. Meine Mutter erzählte mir das wohl nur die Männer die gekriegt haben. Meine Oma hatte erst einen Garten, und hat dann mit der Zeit noch zwei weitere benachbarte dazugenommen.

Gartenfreunde-Kiel: o. k., spannend. Das mit den Männern,das ist mir neu, wär auch mal spannend zu recherchieren.

Frau Waller: Also es steht auch noch das Schild meines Großvaters dran und er war auch der einzige, der im Kleingärtnerverein gemeldet war als Mitglied. Eine Frau war nicht so wichtig weil das war ja Männersache. Auch die Schilder, da standen nur die Männer drauf, wie ich mich so dran erinner oder auch mal durch die Garten-Anlage gehe. Das kenn ich von ganz früher noch. Das, und das ein Garten dann nur vergeben wurde wenn man sich darauf bewarb.

Gartenfreunde-Kiel: ja, das gab lange Wartelisten, und man hatte Glück wenn man genommen wurde .

Frau Waller: Wartelisten, das kenne ich, und meine Großeltern hatten den Garten als Nutzgarten die haben Kartoffeln angebaut und die eingekerkert, haben Erdbeeren angebaut, Marmelade draus gemacht oder auch eingefrorenen. Torte im Winter mit Erdbeeren aus dem Garten. 🙂  Dann haben sie viel Gelee gemacht aus Johannisbeeren, Brombeeren und Himbeeren, eben noch alles verarbeitet haben. Auch von Anderen haben sie Gemüse und Obst zum Verarbeiten angenommen, zum Beispiel Erbsen ohne Ende. Meine Großeltern hatten auch viele Blumen, aber ich erinner mich wirklich hauptsächlich, dass sie da wirklich viel Einkochten für die Familie.
Heutzutage ist es auch noch bei uns so wie auch früher, so zum Beispiel Blumentausch oder mal Ableger tauschen wenn man irgendwas zu viel hat. Der Ableger wurde gestochen, ich weiß noch meine Oma hat mir gesagt das unsere Hecke aus Ablegern von Heckenpflanzen besteht, die einfach in die Erde gesteckt wurden.
Diese Hecke steht heut immer noch und die Gartenlaube ist von 1979 und mein Onkel war ja auch handwerklich geschickte wie eigentlich die ganze Familie, die aus Nichts wirklich was gemacht haben.
Die Laube, die wurde aus den Resten einer Baracke gebaut. Davon haben sie sich das Holz genommen und ja was sie alles brauchen. Mein Opa war Dachdecker, der hat sich dann die Nägel mitgenommen und das zusammengeschustert . Das Dach aus Asbestplatten das war früher gang und gäbe, das ist das beste Dach .
Als meine Oma irgendwann nicht mehr konnte, sie war ja allein als mein Opa verstarb, da hat sie von diesen drei Gärten die sie hatte einen abgegeben an den Nachbarn und zwei behalten und wir haben das dann später so übernommen.
Wir lieben den Garten. Seit 2009 haben wir den jetzt ja und wir haben leider nicht mehr so viel Zeit für den ganzen Anbau von Gemüse. Wir haben jetzt eine Rutsche Sandkiste und Trampolin gebaut für die Kinder, die Laube mal wieder bisschen flottgemacht, neues Holz drangemacht und Innen bisschen schöner ausgelegt.
Ja das ist echt schön.

Gartenfreunde-Kiel: Also ist der garten auch wohnortnah?

Frau Waller: Genau. Die Kinder schreien förmlich danach, zum Beispiel wenn die Kartoffeln reif sind und holen sie aus und helfen auch sonst im Garten.

Gartenfreunde-Kiel: Das ist echt Klasse. Die wissen dann ja schon, das die Kartoffeln nicht im Supermarkt wachsen.

Frau Waller: Allerdings. Auch die Erdbeeren, wir haben eine späte Sorte und jedes mal, wenn wir in den Garten kommen suchen die Kinder nach den Erdbeeren und gucken.

Gartenfreunde-Kiel: Bei euch ist das ja eine Familiengeschichte wo über die Generationen hinweg gegärtnert wurde…

Frau Waller: Auf jeden Fall, und da sind auch alle stolz drauf, dass wir den Garten übernommen haben. Meine Oma hat vier Kinder, die wohnen alle außerhalb und wir treffen uns zu Ostern und an Geburtstagen meiner Großeltern machen im Garten Familienfeiern und es ist halt schön für alle in der Familie dass wir den Garten haben.

Gartenfreunde-Kiel:  das war für dich wichtig als du dem Kleingärtnerverein beigetreten bist und den Garten übernommen hast, das du den Garten schon als Kind gekannt hast?

Frau Waller:  Das ist eine ganz enge Beziehung zu m Garten, und ja, das da drin halt viel Herz und viele Erinnerung steckt.

Gartenfreunde-Kiel: Dass ist einfach schön ist. Ihr seid ja eine kleine Familie und wohnt hier im Geschoss-Wohnungsbau, da ist es doch total praktisch, mit den Kindern, und der Garten quasi um die Ecke jetzt …
Wie ist das denn mit dem Verein so?

Frau Waller: Genau, unser Verein in Holtenau die waren lange Zeit haben wir nicht wirklich viel gemacht so für die Kleingärtner allgemein endlich dieses Jahr hat geklappt nach 25 Jahren dass sie endlich mal ein Sommerfest gemacht haben und Schwerpunkt waren halt die Kinder. Das ist einfach toll mit Hürpfburg und sämtliche Spiele und Preise und grillen und die haben sich sogar Minibagger organisierten für die Kinder, so das die baggern konnten, also das ist toll, das sich da was bewegt und endlich was gemacht wird. Also dass das irgendwie angekommen beim Verein, dass man für junge Familien andere Sachen macht. Auf jeden Fall tut sich was in der Vereinsarbeit

Gartenfreunde-Kiel: Derzeit gibt es auch viele Gerüchte im Bezug auf die Kleingärten, in der Zeitung und so weiter was hast du davon mitgekriegt wie geht’s dir damit?

Frau Waller:  Ja also ich hab schon einiges mitgekriegt und es ist ein großer Berg jetzt und man muß sehen ob und wie wir den überwinden und wie das alles weitergehen soll.
Hier gehen jetzt die Gerüchte um das vom Flughafen ja ein Teil umgebaut und ausgebaut werdensoll, und die Zufahrtstraße zu dieser Umbauaktion soll durch die Schrebergärten gehen und dafür soll ein großer Teil der Schrebergärten weichen als Zugangsstraße für die Baufahrzeuge.

Gartenfreunde-Kiel: Wo bekommt ihr die Information her? Ist das Gerüchteküche, Mund-zu-Mund, oder wurde euch das von offizieller Seite gesagt?

Frau Waller: Das wird gesagt, aber so richtig bestätigte mir das niemand. Keiner weiß was genaues

Gartenfreunde-Kiel:…also lebendige Gerüchteküche ?

Frau Waller: genau, richtig

Gartenfreunde-Kiel: hat das irgendwelche Auswirkungen auf die Pächter ? Ich denk mir, sowas ängstigt , oder eventuell auch Überlegungen aufzugeben oder wie geht’s Weiter?

Frau Waller: Naja erst mal abwarten, Tee trinken, machen kann man jetzt noch nicht viel. Ja also 90 % der Leute die ich kenne, die wollen ihre Gärten behalten und da steckt ja auch sehr viel drin und viel dahinter und auch drumherum das ganze. Da weiß keiner wie die Situation sich entwickelt und wir wollen natürlich hoffen dass alles gut wird. Ich würd mir wünschen das die Stadt mit etwas mehr Informationen frühzeitig auf die Leute zugeht.

Gartenfreunde-Kiel: wie schaut das bei euch eigentlich mit der Nutzungsauslastung aus? Habt ihr Leerstände?

Frau Waller: Eigentlich haben wir nicht viel, mag sein vielleicht bei uns auf der Ecke so 10-15 % . Das sind aber Grundstücke wo keine Laube mehr drauf ist. Da wird heute noch viel getan und gepflegt, auch bei uns vom Wasserobmann, der kümmert sich, oder von der Gemeinschaft.
Wir machen zwei mal im Jahr Gemeinschaftsarbeit bzw nach Bedarf und der Wassermann der kümmert sich um die Gartenpflege, mäht den Rasen und so.

Gartenfreunde-Kiel: Und ihr versucht diese Gärten dann auch neu zu verpachten?

Frau Waller: Genau, also ich habe jetzt insgesamt drei Gärten vermittelt, das ist das Wichtigste. Das das attraktiv bleibt. Und wichtig wären eben auch Information zum Planungsverfahren, dort eingebunden zu werden. Auf jeden Fall auch dass wir das Mitspracherecht haben und über andere Möglichkeiten gesprochen wird, man ist ja offen für alles aber das man da nicht mal Informationen bekommt die wirklich konkret sind, das ist doof.

Gartenfreunde-Kiel: ich bin jetzt leider an dem Punkt ganz schlecht vorbereitet. Ich bin mit den örtlichen Verhältnissen nicht so vertraut. Das hätt ich mir ja vorher noch mal anguggen könnten. Also was da an offizieller Planung vorliegt. Gibt es keine Alternativen als mögliche Zuwegung zum Flughafengelände?

Frau Waller: keiner weiß was hier genau weichen muss und keiner weiß welcher Teil des Flughafens bebaut werden soll oder wird.
Was ich auch komisch finde ist die Situation mit den Grünflächen für die die Stadt zuständig ist., also mit den Fehlberechnungen und so. Es ist ja in Ordnung, wenn die die Pacht erhöhen, wenn sie das jahrelang nicht gemacht haben. Aber das sie gleich so viel auf einmal aufschlagen, nachdem jahrelang nichts gemacht wurde…wie auch immer, das ist alles andere als transparent.

Gartenfreunde-Kiel: Ja, einerseits wurde die Pacht erhöht, andererseits Umlandrün mit reingerechnet, dann wieder rausgerechnet, zum Teil…transparent ist irgendwie anders, also, wie genau die Berechnungen stattfanden. Ich bemerke so ein bischen das die Leute nicht prinzipiell gegen eine Pachterhöhung ind, sondern eben wissen wollen wofür und wie sie zustande kam. Das Argument ” in anderen Staäten ist das auch so” ist irgendwie keines. Andere Städte haben andere, zum Teil nicht vergleichbare Verhältnisse..

Frau Waller: ja,  das man nicht wirklich mal konkret erfährt was ist Fakt ist, warum erhöht wird, was wo gebaut werden soll und so. Da wird von Umwelt geredet und keiner weiß was überhaupt los ist.

Gartenfreunde-Kiel: was würdest du dir für deine Ecke wünschen? Wo könnte in euren Kleingärten eventuell noch mehr finanzielle und andere Unterstützung gebraucht werden? Wie sieht es bei euch auch beispielsweise mit den durch die Medien gegangenen Drainagen aus?

Frau Waller: also wir machen viel selber, wir haben jetzt nur einen Teil…. gottseidank einen kleinen Teil der absäuft.

Gartenfreunde-Kiel: Dein Resümee allgemein über den Kleingarten?

Frau Waller: super! Also der Vorstand ist perfekt, die sind richtig gut drauf. Man geht da gerne hin, bekommt Auskunft und Hilfe und man findet gemeinsam Lösungen

Gartenfreunde-Kiel: also, auch mit Fragen und Problemen fühlt ihr euch da gut aufgehoben?

Frau Waller: Ja, ich habe jetzt eine Bekannte die den Kleingarten wechseln will, weil bei ihr unten in der Ecke nichts los ist und die sind auch noch nicht so lange bei uns. Sie hat auch Kinder. Und die möchte jetzt einen zentraler gelegenen Garten. Und da findet jetzt der Wechsel statt, ohne Probleme.

Gartenfreunde-Kiel:  da ist ja auch eventuell Älteren mit geholfen die eher ihre Ruhe haben wollen ? Oder wie schaut das bei euch mit solchen Konflikten aus?

Frau Waller: Die bei uns, da sind eigentlich schon die ganzen Kleingärtner Nachbarn und Freunde. Da freuen sich auch die Älteren immer wenn sie die Kinder sehen , auch grad die richtig alten, 80-jährigen , die sind freundlich, holen die Kinder auch mal rüber und zeigen ihnen wie was geschnitten wird oder gepflanzt wird . Also das ist bei uns ein wirklich tolles Verhältnis, lebendige Gemeinschaft.

Gartenfreunde-Kiel: Ich bedank mich für das Interview, und wünsch euch weiterhin noch viel Freude mit dem Garten und das ihr mehr Planungssicherheit für eure Anlage erhaltet.

(1) Name geändert/Name der Redaktion bekannt